Arbeitest du mit BIM-Modellen und verlierst schnell den Überblick über Kommentare, Kollisionen und Änderungswünsche?
Nutzt du E-Mails, Screenshots oder Excel-Listen, um mit anderen Fachplaner:innen zu kommunizieren und merkst, wie unübersichtlich das wird?
Hast du schon von BCF gehört, weißt aber nicht genau, wie es funktioniert und wie du es in deinen Projekten sinnvoll einsetzen kannst?
Dann bist du hier genau richtig. In diesem Artikel zeigen wir dir verständlich und praxisnah, wie der offene Standard BCF (BIM Collaboration Format) die Koordination im BIM-Prozess revolutioniert und warum er für Architekt:innen, Fachplaner:innen und BIM-Koordinator:innen so wertvoll ist.
BCF: Der offene Standard für modellbasierte Kommunikation
IFC braucht es im BIM-Prozess auch eine effiziente Möglichkeit, Fragen, Probleme und Änderungen am Modell zu kommunizieren. Hier kommt BCF (BIM Collaboration Format)ins Spiel. BCF ist ein offenes Dateiformat zum Austausch von „Issues“, also von Kommentar- und Problemstellungen rund um ein BIM-Modell, und kann völlig unabhängig vom eigentlichen 3D-Modell verwendet werden. Die Grundidee: Anstatt bei der Modellkoordination immer komplette neue IFC-Dateien hin- und herzuschicken (was aufwendig und fehleranfällig wäre), tauscht man nur die Diskussionspunkte in leichtgewichtiger Form aus. BCF wurde 2009 von den Softwarefirmen Solibri Inc. und Tekla ins Leben gerufen und später von buildingSMART als offizieller OpenBIM-Standard übernommen – quasi als „kleiner Bruder“ von IFC.
Was enthält eine BCF-Datei?
Eine BCF-Datei (typischerweise mit Endung .bcf oder .bcfzip) enthält sämtliche Informationen zu einem bestimmten Issue im Modell, insbesondere:
Referenz zum betroffenen Bauteil oder Ausschnitt: Über die GUID des Elements oder eine Sichten-ID wird festgelegt, worauf sich das Issue bezieht (z.B. „Wand mit ID abc123“ oder „Ausschnitt im 1.OG beim Treppenhaus“).
Gespeicherter Blickpunkt (Viewpoint): Die Datei speichert die Kameraposition, Zoomstufe und Sichtbarkeit bestimmter Bauteile, sodass alle Beteiligten genau die gleiche Ansicht des Problems vor Augen haben. Oft wird zusätzlich ein Screenshot dieser Ansicht eingebettet, damit auch außerhalb eines BIM-Viewers klar ist, worum es geht.
Beschreibung und Kommentare: Jedes Issue enthält einen Titel/kurzen Namen, eine ausführlichere Beschreibung des Problems oder der Frage, den Ersteller (Autor), Datum, beteiligte Personen (z.B. zuständig: TGA-Planer) und natürlich den Kommentarverlauf. Teammitglieder können also in einem Issue dialogartig Anmerkungen hinzufügen – ähnlich wie man es aus Ticketsystemen kennt.
Status und weitere Attribute: Ein Issue lässt sich klassifizieren (offen, in Bearbeitung, gelöst/geschlossen usw.) und Kategorien oder Prioritäten zuordnen. Auch Anhänge können beigefügt werden (etwa PDFs, Fotos oder andere Dateien, die für die Problemlösung relevant sind).
Wichtig zu verstehen: BCF enthält niemals Geometriedaten des Modells selbst, sondern nur Verweise und Zusatzinfos. Das 3D-Modell bleibt in der IFC-Datei (oder nativen Projektdatei) und BCF „klebt“ sozusagen Hinweise daran. Dies hat den großen Vorteil, dass Kommunikationsdateien extrem klein bleiben und von praktisch jeder Software leicht zu verarbeiten sind – BCF basiert technisch auf einfachem XML-Textformat.
Warum BCF so nützlich ist?
In der Praxis haben BIM-Koordinator:innen häufig die Aufgabe, Modellprüfungendurchzuführen – etwa Kollisionsprüfungen (Clash Detection), Qualitätskontrollen oder Überprüfungen auf Einhaltung der Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA). Finden sich dabei Probleme im Fachmodell (z.B. eine Lüftungsleitung kollidiert mit einem Träger), so musste man früher umständlich E-Mails mit Markups, Telefonate oder Besprechungen bemühen, um diese Issues an die Verantwortlichen zu kommunizieren. Mit BCF geht das viel eleganter: Der Koordinator markiert die Kollision direkt im Modellprüf-Tool, erzeugt daraus ein BCF-Issue (mit Screenshot, Position, Beteiligten etc.) und stellt dieses den betroffenen Fachplanern zur Verfügung. Diese können die BCF-Datei in ihrem Autorensystem (z.B. Revit, Archicad, Allplan...) öffnen – entweder nativ oder mittels BCF-Plugin – und sehen dort sofort den gleichen Ausschnitt des Modells mit der markierten Problematik. So weiß der/ die Planer:in genau, wo sie im Modell etwas ändern oder prüfen muss, ohne das gesamte Modell händisch nach dem Fehler durchsuchen zu müssen. Die Kommunikation wird eindeutig, nachvollziehbar und tool-übergreifend. BCF trennt dabei die Kommunikation vom Modell, was eine mächtige und offene Zusammenarbeit ermöglicht, da jedes Team weiterhin mit seiner bevorzugten Software arbeiten kann und dennoch alle über die gleichen Informationen zu offenen Punkten verfügen.
BCF in der Praxis. Anwendungsfälle und Tipps
Das BIM Collaboration Format (BCF) hat sich als zentraler Baustein für die modellbasierte Kommunikation und das Issue-Management in OpenBIM-Projekten etabliert.
Nahezu alle BIM-Softwarelösungen unterstützen BCF, entweder direkt oder über Plugins. Bekannte Beispiele sind BCF-Manager für Revit, Archicad, Tekla, Navisworks, Solibri oder Vectorworks. Damit lassen sich BCF-Issues direkt im Modell laden, bearbeiten und dokumentieren.
Neben diesen Plugins existieren auch eigenständige BCF-Plattformen und CDE-Integrationen (Common Data Environment), etwa BIMcollab, OpenProject BIM, BIMsync oder Bentley Issue Resolution, die eine cloudbasierte Koordination ermöglichen. In vielen Projekten kommt ein zentraler BCF-Server zum Einsatz, um den manuellen Austausch einzelner BCF-Dateien zu vermeiden.
Der große Vorteil: Alle Projektbeteiligten kommunizieren über dieselben Issues – unabhängig von der eingesetzten Software.
Best Practices für BCF in der BIM-Koordination
Gib Kontext mit
Mach einen klaren Screenshot und eine passende Kameraperspektive. Markiere das betroffene Bauteil farbig, so sieht jeder sofort, worum es geht. Zum Beispiel: das kollidierende Lüftungsrohr einfach in Rot
Schreib klar und sachlich
Nenn das Problem direkt, ohne Umschweife und ohne Schuldzuweisung. „Lüftungskanal kollidiert mit Unterzug Achse B/3“ ist viel besser als „Kollision prüfen“. Wenn du einen Lösungsvorschlag hast, halt ihn kurz und fokussiert.
Halte den Status aktuell
Wenn ein Issue erledigt ist, setz es auf „Geschlossen“. Das hält die Liste übersichtlich und du vermeidest Chaos mit alten, längst gelösten Problemen.
Nutze Verantwortlichkeiten
BCF lässt dich jedes Issue einer Person und einem Gewerk zuordnen: Architektur, Tragwerk, TGA usw. So weiß jede:r, wer was machen muss. Und du erkennst früh, wo es eng wird – zum Beispiel wenn bei einem Fachplaner besonders viele offene Punkte hängen bleiben.
Nutze Verantwortlichkeiten
BCF lässt dich jedes Issue einer Person und einem Gewerk zuordnen – Architektur, Tragwerk, TGA usw. So weiß jede:r, wer was machen muss. Und du erkennst früh, wo es eng wird. Zum Beispiel wenn bei einem Fachplaner besonders viele offene Punkte hängen bleiben.
Arbeite über eine zentrale Plattform
Bitte keine Issues per E-Mail! Nutze ein zentrales CDE oder ein BCF-System. So siehst du immer den aktuellen Stand, alle Kommentare bleiben erhalten und du kannst gezielt filtern. Zum Beispiel: „Zeig mir alle offenen TGA-Probleme im 2. OG“. Das spart Zeit und Nerven.
Wo du BCF im Projekt einsetzen kannst
Planung
Kollisionen, Modellierungsfehler, offene Entscheidungen – in der Entwurfsphase ist BCF deine To-do-Liste im Modell. Du siehst direkt, was noch zu tun ist.
Ausschreibung und Vergabe
Auch in der Vergabephase kannst du mit BCF Rückfragen klären. Zum Beispiel: „Position XY unklar – bitte um Info“. Auch Kostenplaner stellen so gezielte Fragen an die Planer:innen.
Bauphase
Auf der Baustelle nutzt du BCF fürs Mängelmanagement. Du dokumentierst, was vom Modell abweicht oder was vor Ort fehlt – und gibst es an die Planung zurück. Auch As-Built-Änderungen lassen sich so einfach festhalten.
Betrieb
Im Gebäudebetrieb kannst du z. B. bei Wartungen am digitalen Zwilling dokumentieren: „Leckage an Gerät A12: Austausch empfohlen“. So bleibt alles nachvollziehbar, auch nach Projektabschluss.
Fazit Warum BCF unverzichtbar für erfolgreiche BIM Projekte ist
BCF ist der Schlüssel für eine klare effiziente und transparente Kommunikation in jedem BIM Projekt. Es sorgt dafür dass alle Projektbeteiligten immer auf dem gleichen Stand sind ganz unabhängig von der eingesetzten Software. Durch die Trennung von Modell und Kommunikation vermeidest du Fehler Missverständnisse und langwierige Abstimmungsprozesse.
Mit BCF kannst du Probleme schnell erfassen gezielt bearbeiten und den Bearbeitungsstatus jederzeit nachvollziehen. Das spart Zeit Nerven und steigert die Qualität deiner BIM Koordination deutlich. Egal ob in der Planung Bauausführung oder im Betrieb BCF begleitet dich zuverlässig durch den gesamten Projektlebenszyklus.
Nutze BCF als festen Bestandteil deiner BIM Workflows um offene Punkte strukturiert zu klären Verantwortlichkeiten klar zuzuweisen und den Überblick zu behalten. So wird die modellbasierte Zusammenarbeit im Team spürbar besser und deine BIM Projekte profitieren nachhaltig von mehr Effizienz und Transparenz.
Setze auf BCF als das Kommunikationswerkzeug für die Zukunft der offenen BIM Koordination.
Bist du bereit, deinen BIM-Workflow zu verbessern? Melde dich gerne bei uns!