BIM Abwicklungsplan (BAP): Alles, was du über den BIM-Projektplan wissen musst
In einem BIM-Projekt beginnt das Chaos, wenn es keine klaren Regeln gibt: Jede Fachplanung modelliert nach eigenen Vorstellungen, die Abgaben stimmen nicht überein und die Koordination wird zur Herausforderung. Um das zu vermeiden, gibt es ein zentrales Werkzeug: den BIM Abwicklungsplan (BAP), auch bekannt als BIM Execution Plan (BEP).
Dieses Dokument ist das organisatorische Herzstück eines BIM-Projekts. Es legt fest, welche Informationen erzeugt werden müssen, wie, mit welchen Tools, in welchem Format und wann. In diesem Artikel erfährst du, was ein BAP ist, was er enthalten sollte und wie du ihn erfolgreich umsetzt, inklusive aller wichtigen Punkte zur Einhaltung der ISO 19650 und zur Erfüllung der Auftraggeberanforderungen.
1. Was ist der BIM Abwicklungsplan (BAP)?
Der BAP ist ein technisches Dokument, das definiert, wie der BIM-Prozess im Projekt umgesetzt wird. Er wird als Antwort auf die Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) erstellt. Wenn der AIA festlegt, was benötigt wird, definiert der BAP wie diese Informationen erstellt und übergeben werden.
Lies mehr dazu im Artikel: ISO 19650: AIA und BAP
Außerdem ist der BAP kein abgeschlossenes Dokument. Er ist ein Live-Dokument, das während des gesamten Projekts aktualisiert werden muss, um Änderungen in Prozessen, Abgaben, Tools oder Teams zu reflektieren.
Bevor das Projekt richtig startet, empfiehlt es sich, einen Testlauf mit einem Teilmodell durchzuführen. Damit wird überprüft, ob die im BAP definierten Prozesse, insbesondere die Interoperabilität der Modelle und das Issue Management, zwischen allen Fachplanern wie geplant funktionieren. So kann man frühzeitig technische Probleme erkennen und beheben.
2. Warum ist ein BAP unverzichtbar?
Ein gut strukturierter BAP stellt sicher:
Einen klaren und transparenten Workflow
Weniger Fehler, Missverständnisse und Nacharbeit
Höhere Kontrolle über Qualität, Zeit und Kosten
Einhaltung von Kundenanforderungen und BIM-Normen
Effektive interdisziplinäre BIM-Koordination
Ohne BAP arbeitet jede Fachplaner für sich. Mit BAP arbeiten alle gemeinsam, zielgerichtet.
3. Was enthält ein BIM Abwicklungsplan (BAP)?
Der genaue Inhalt hängt von Land, Kunde und Projekttyp ab. Ein vollständiger BAP enthält in der Regel:
BIM-Ziele des Projekts
Informationsanforderungen und Abgaben pro Meilenstein
Rollen und Verantwortlichkeiten (RACI-Matrix)
Modellstruktur (Disziplinen, Ebenen, Modellaufteilung, Modellfusion)
Geometrischer Detaillierungsgrad (LOG) und Informationsgrad (LOI)
Koordinations- und Prüfprozesse
Namenskonventionen, Kodierung und Toleranzen
Verwendete BIM-Software und Versionen je Fachplaner
CDE-Plattform und Issues-Management-System
Terminplan für Abgaben und Koordinationsmeetings
4. Modellstruktur: Modellierungsrichtlinien
Ein BAP legt klar die Modellierungsrichtlinien für alle Beteiligten fest:
Projekt Nullpunkt mit genauer Georeferenzierung
Benennung und Positionierung der Geschosse
Kontrollelemente wie Kontrollwürfel oder Pyramiden
Maximale Dateigröße für Austauschmodelle (z. B. 150 MB)
Dateinamenkonvention
Modelltoleranzen für geometrische Abweichungen
So wird sichergestellt, dass die Modelle konfliktfrei koordiniert werden können.
5. Abgaben, LOI und IFC Standards
Abgaben pro Meilenstein
Der BAP muss definieren:
In welchen Formaten geliefert wird (nur IFC oder auch DWG oder native Formate)
Welche IFC Version verwendet wird (z. B. IFC2x3, IFC4)
Wie viele Modelle übergeben werden und wie sie aufgeteilt sind
Mit welchen Exporteinstellungen die Modelle erstellt werden
LOI Anhang
Ein Anhang legt den Informationsgrad (LOI) pro Element fest:
Welche Attribute notwendig sind
In welchen Property Sets (Psets) diese erscheinen müssen
In welcher Projektphase die Informationen erforderlich sind
6. BIM Koordination und Modellprüfung
Austauschfrequenz und Koordinationssitzung
Der BAP definiert:
Intervall für Modellaustausch z.B jede Woche
Koordinationssitzung und Koordinationsprüfung z.B jede 1 mal pro Monat
Projektmeilensteine und Abgabefristen
Qualitätsprüfung
Zwei Prüfschritte sind unerlässlich:
Ausgangsprüfung durch Fachkoordinator:in vor der Abgabe
Eingangsprüfung durch die Gesamtkoordinator:in nach Erhalt
So wird sichergestellt, dass nur geprüfte, konsistente Modelle weiterverwendet werden.
Diese Schritte sind schnelle Prüfungen jedes Modells durch die Fachkoordinator:innen, bevor der/die Gesamtkoordinator:in die föderiertes Modell koordiiniert(Modellkoordination eines zusammengeführten Modells) durchführt.
7. SuD Prozess: Schlitz und Durchbruchplanung
Ein zentrales Thema im BAP ist der SuD Prozess – die Planung von Öffnungen in Wänden, Decken und Bauteilen für Leitungen und Installationen.
Hierbei wird geregelt:
Wo Öffnungen platziert werden müssen
Wer sie modelliert (Architektur, TGA, Statik)
Mit welchen Parametern (Geometrie und Information)
Wie die Freigabe und Validierung erfolgt
Lies hier mehr: SuD im BIM Prozess erklärt
8. Software, Versionen und Datenaustausch
Software und Versionen
Jede Fachplanung gibt an:
Mit welcher Software gearbeitet wird
Welche Version genau verwendet wird
Welche IFC Exportkonfiguration genutzt wird
Auch die Tools des Gesamtkoordinators werden dokumentiert, um die Kompatibilität sicherzustellen.
CDE und Issue Management
Der BAP legt fest:
Welche CDE Plattform für das Projekt verwendet wird
Ob das Issue System separat ist und wie es funktioniert
Den Workflow zur Erstellung, Bearbeitung und Schließung von Issues
Mehr dazu im Artikel: CDE im BIM: Struktur für dein Datenumfeld
Fazit - BAP oder Chaos
Der BIM Abwicklungsplan (BAP) ist weit mehr als nur ein Dokument. Er ist das Rückgrat der BIM Zusammenarbeit. Er legt fest, wie gearbeitet, was geliefert und wie Qualität gesichert wird.
Ein gut aufgesetzter BAP ist entscheidend für den Projekterfolg. Wenn du Unterstützung brauchst bei der Erstellung, Prüfung oder Anpassung deines BAPs. Melde dich gern bei mir oder besuche meine Website.
Bist du bereit, deinen BIM-Workflow zu verbessern? Melde dich gerne bei uns!